Freitag, 11. September 2015

Ungeschminkt



Wie viele Mädchen, und auch mit Mitte zwanzig ist man in seinem Herzen oft noch ein Mädchen, fasziniert mich Schönheit. Die Verwandlung, die Make-up bewirken kann: Frische ins Gesicht pudern, Augen strahlen und Lippen rot betonen. Doch wirklich entscheidend sind nicht die ganzen bunten Pigmente, was wir auftragen macht nicht unseren Kern aus. Aber erst der Kern macht einen Menschen besonders, in ihm ruht seine Schönheit. Während Make-up temporär ist, bleibt unser Kern bestehen und lässt sich viel schwieriger verändern. 

Was aber ist mit all den Spuren, die das Leben auf unserer Oberfläche zeichnet. Wie sollte man mit all den Falten, Narben, Sonnenflecken umgehen? Sollten wir sie überdecken, sie verstecken und vor den Blicken der Welt schützen? Oder sie stolz tragen? Je persönlicher man betroffen ist, desto schwieriger wird die Beantwortung. Nachdem ich mir aus Unachtsamkeit im Winter vorletzten Jahres  heißes Wasser über meine linke Hand schüttete, besitze ich an dieser Stell eine Narbe. Zwar ist sie über die Monate verblasst, aber dennoch sichtbar und ich werde sie immer sehen. Neben dieser narbe, hat mir die Sonne trotz Lichtschutzfaktor 30  in diesem Sommer viele Sonnenflecken und Sommersprossen auf die Haut gezeichnet, die immer mehr auftauchen. Über diese Flecken freue ich mich (noch). Von der Sonne geküsst zu werden ist okay. Vom Wasser verbrannt zu werden, ist weniger leicht. Sie erinnert mich an eine Zeit und ist mehr als nur eine Mahnung aufmerksamer zu sein. 

Unsere Narben sind die Tattoos, die das Leben auf unseren Körper zeichnet, in rot und braun. Durch sie ist sichtbar, welche Wege wir gegangen, welche Entscheidungen wir getroffen haben. Keine Narben und Sonnenflecken mehr zu bekommen würde bedeuten, nicht mehr die Sonne zu genießen, immer achtsam zu sein. Zu seinen Hautzeichen zu stehen und auch neue in Kauf zu nehmen erfordert manchmal Mut, aber nur so können wir unser Leben ausschöpfen.

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